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»Liebe zum Beispiel.
Liebe kann man nicht beweisen.«

»Liebe zum Beispiel. Liebe kann man nicht beweisen.«

»Ich bin sehr frei«, lacht Christoph Kalbermatten durch sein Büro. »Wir teilen in unserer Familie eine sehr ähnliche Vision, sind im Kern sehr, sehr auf einer Linie.« Um seine Aufgaben als Geschäftsführer, als Input-Geber im Familienunternehmen wahrzunehmen, möchte er sich nicht immer nur als harten Entscheider sehen. Sein Ideal ist es, hier auch als Mensch zu agieren, ganzheitlich, aufgeschlossen, zugewandt. „Ich möchte einfach, dass immer das bessere Argument gewinnt.«

»Es gibt uns jetzt seit 29 Jahren«, berichtet er, selbst im Unternehmen aufgewachsen. »Ich habe mein ganzes Leben mit meinen Eltern, meiner Schwester und meinem Bruder in diesem Energiefeld verbracht, unsere Themen und Herausforderungen gewissermaßen mit der Muttermilch schon aufgenommen.« Für ein junges Familienunternehmen sind 29 Jahre eine tolle Bilanz, die viel über die Qualität und die Konstanz der Arbeit der Ceres Heilmittel AG erahnen lässt.

»Wir machen Urtinkturen.«

»Seit es Menschen gibt, werden Pflanzen als Arzneimittel verwendet“, erzählt Kalbermatten, um dann plötzlich innezuhalten und sich zunächstauf die eigene Arbeit zu fokussieren. »Wir nehmen Frischpflanzen dafür, biologischen Alkohol, destilliertes Wasser und daraus machen wir Urtinkturen.“ Viele der Pflanzen sind bei uns überall gesehen, doch vielen Menschen ist nicht bekannt, welche Heilkräfte in ihnen stecken. »Unsere Urtinkturen werden zum großen Teil aus Arzneipflanzen der Region hergestellt. Das sind Birke, Brennnessel, Löwenzahn, Gänseblümchen, Holunder, Rosskastanie…«

»Es gibt wunderbare Pflanzen.«

»Die Pflanzen werden eingesetzt in der Phytotherapie, in der Homöopathie, generell in der Naturheilkunde, angewendet zum Beispiel zur Unterstützung der Leber, der Niere, bei Erkältungen, zur Wundheilungsförderung, zum Schlafen und so weiter.« Kalbermatten richtet sich auf und denkt nach. »Schlafprobleme«, nimmt er Anlauf, »die Schulmedizin hat keine richtig gute Antwort auf Schlafprobleme. Sie kann uns einfach zum Schlafen zwingen, da hat man danach einen Hangover. Das ist keine Lösung der Geschichte, aber es gibt den Hopfen, den Lavendel, es gibt die Passionsblume, die Melisse und so weiter. Ganz viele Pflanzen, die uns wunderbar unterstützen können, die können uns zeigen, wie wir uns selber helfen können.«

»Da ist noch mehr drin.«

»Naturheilmittel sind oft in ihrer Wirkweise komplex, es sind ja keine Einzelsubstanzen«, führt er weiter aus. »Man hat bei vielen Pflanzen versucht, die einzelnen Wirksubstanzen zu isolieren und Arzneimittel daraus zu machen, die nur aus diesen Substanzen bestehen. Bei Johanniskraut zum Beispiel hat man dann gemerkt, dass die einzelnen Substanzen nicht wirken oder viel schwächer wirken als die Gesamtpflanze. Wir sind ja auch nicht nur Stoff, wir leben ja – und die Pflanze, die lebt eben auch und greift auf noch anderen Ebenen ein als nur auf der Stoffebene.«

»So viel Freude, so viel Emotionen.«

»Gestern haben wir Lavendel geerntet. Da waren wir 40 Leute. Von morgens halb acht bis um halb drei am Nachmittag haben wir Lavendel geerntet, einfach Lavendelblüten gezupft, in diesem Feld drin, die Bienen rundum, volle Emotionen, volle Sonne, Bienenstiche, alles was dazugehört und der Duft – die ganze Zeit drin. Das könnte man einfach mit einer Person mit einer Maschine machen. Das wäre einfach eine Verschwendung. Wir ernten alle Pflanzen von Hand.«

»Das Feine, das Lebendige, das Energetische, das wollen wir alles erhalten.«

»Eine Pflanze ist ja ein Lebewesen.« Kalbermatten holt etwas Luft und streicht sich nachdenklich durch seinen beachtlichen Bart. »So ein Lebewesen wird einfach von Hand respektvoller geerntet. Wir wollen ja die subtilen Kräfte der Pflanze erhalten und die wollen wir dem Menschen auch geben. Das ganze Feld, es ist eine Vielfalt drin. Die eine blüht mal heute, dann fangen die nächsten an, irgendwann ist ein Hauptzeitpunkt, wo die meisten blühen, aber die ersten sind dann schon verblüht. Bei allen Pflanzen gehen wir so durchs Feld und ernten nur die Pflanzen, die im perfekten Zustand der Reife sind.«

»Einmal heute, einmal in einer Woche und einmal in 2 oder 3 Wochen.«

»Jedes Lebewesen macht so einen Zyklus durch. Es fängt an zu leben, es keimt auf, es erreicht den Höhepunkt seiner Wirksamkeit und dann geht’s wieder runter. Deswegen Handernte, auch deswegen nur Handernte, aber auch noch ganz viele andere Gründe. Ginkgo zum Bespiel: Das ist eines der am meisten verwendeten Arzneimittel. Man kann den jetzt maschinell beernten, mit so einer Mähmaschine, da kann man jetzt hektarweise Ginkgo anbauen. Kein Problem, das geht. Man hat den Stoff optimiert, aber dann hat man einen ganz großen Teil von seinem Wesen, seiner Lebendigkeit nicht mit dabei und darum beernten wir Ginkgo nur von Hand, in großen, ausgewachsenen Bäumen mit der Hebebühne, mit Leitern, wir klettern hoch. Da können wir mit drei Menschen siebzig Kilo Blätter pro Tag ernten, das ist ein Witz für eine industrielle Herstellung, aber das macht bei uns Sinn.«

»Wissenschaft – genau hinschauen, sich nicht blenden lassen.«

Christoph Kalbermatten trinkt einen Schluck Wasser und lächelt. Er wirkt sehr involviert. Was nun folgt, ist ein Plädoyer für eine tiefere, offenere und auch demütigere Auseinandersetzung der Gesellschaft mit der Naturheilkunde und der Komplementärmedizin. »Es braucht eine gewisse Offenheit für Sachen außerhalb des eigenen Weltbilds« findet er. »Wissenschaft heißt eigentlich doch – ja, genau hinschauen, sich nicht blenden lassen, nicht voreilig Schlüsse ziehen und wenn man sagt, da ist nichts drin, das kann nicht wirken, dann ist das nicht wissenschaftlich – da ist ein voreiliger Schluss gezogen. Es gibt ganz viele Ebenen des Daseins, wo man nicht auf den ersten Blick einen Stoff sieht oder etwas, das wirkt – und trotzdem wirkt es.«

»Es braucht eine gewisse Demut bei der Wissenschaft.«

Das genaue und vorurteilsfreie Hinschauen, das ganzheitliche Analysieren, diese Dinge sind Kalbermatten in seiner Arbeit wichtig. »Wenn man davon ausgeht, man weiß schon alles, dann hat man einen schwarzen Fleck auf seiner Landkarte. Es braucht eine Offenheit, dass alles sein kann, auch etwas, das man für unmöglich hält, aus der jetzigen Sicht der Dinge. Man ist ja immer nur so klug, wie man jetzt gerade ist. Also: Wir können nicht sagen, dass es etwas, das wir nicht beweisen können, nicht messen können, nicht gibt. Wir können es vielleicht noch nicht messen. Liebe zum Beispiel. Liebe lässt sich nicht messen, oder? Liebe lässt sich nicht beweisen, kann man nicht wissenschaftlich analysieren oder messen oder beweisen, kann man nur fühlen.«

 

 

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